Laura Cetilia: Used, Broken & Unwanted

Diese aus Los Angeles stammende Cellistin spielt zwar auch in Symphonieorchestern, lieber aber macht sie Neue Musik, etwa im elektro-akustischen Ensemble Mem1. Im Duo Suna No Onna führte sie Werke in Wandelweiser-Ästhetik auf, solo präsentierte sie sich schon im Kontext mit Ryoji Ikeda. Das schicke ich als Hinweise voraus, bevor ich meine Sinne den 7 Kompositionen aussetze, die Cetilia für sich selber entworfen hat, für Cello, Autoharp, Stimme & Electronics. Gleich das Titelstück, benannt nach einem Secondhandlädchen, bestätigt meine Erwartung an eine Musikerin mit einem Faible für Jürg Frey und Antoine Beuger. Fieldrecordings als gischtige und knarrende Kulisse bilden eine maritime Folie für zartesten, tagträumerisch selbstvergessenen Singsang. Eine Seejungfrau mag sich so die imaginären Zehennägel lackieren und sie vom Atem Gottes trocknen lassen. Dass sie gestandene Seebären dabei um den Verstand bringt, bemerkt sie garnicht. 'Thrum / Pin' ist mit einem nadelig steppenden Puls unterlegt, die Stimme ist noch vager und eigentlich nur ein körperloses Gurren. Elektronische Wellen und ein Hauch von Harmonik bilden einen fadenscheinigen Horizont, eine metalloide Halluzination. 'Endless Bliss' variiert diesen Eindruck erneut mit einem Pulsieren, einem Hauch von Stimme, einem zarten Blinken. 'Plucked from Obscurity' taucht einen dagegen bis über beide Ohren in eine Störfront aus prasselndem Noise, durchhallt von glockigem Gedonge, gedämpft und zuletzt seltsam verbogen. Dazu erklingt ein silberdrahtiges Beinahenichts. 'Palpitations' entsteht offenbar durch das monotone Strumming von Autoharpstrings, durchsetzt mit schnarrenden Lauten, einem hohen Pfeifton und kurz auch dem paranormalen Hey-Ho einer 3-jährigen. 'Blinding Light' pulsiert in Mikropixeln, ein Pfeifen und ein noch feineres Sirren beginnen zu leuchten, gelegentlich gestört von platzenden Bläschen oder einem Flirren wie von Insektenflügeln gegen Glas. Ein Cello kann ich erst ganz zuletzt erkennen, erst als das Pizzikato zum knarrigen 'Tears of Things', dann doch auch als elegische Häufung von Bogenstrichen. -Rigobert Dittman


Bad Alchemy (2014)